Wie war die Stimmung am Markt?
Korrekturmodus „On“ – so könnte die Headline für die Finanzmärkte im August lauten. Nachdem wir in den vergangenen Wochen mehrfach vor einem Überhitzen des Marktes gewarnt hatten, kam im August nun die erste größere Kurskorrektur.
Von den Zwischentiefs zur Monatsmitte gab es allerdings teilweise schon wieder Kurs-erholungen. Grundsätzlich war am vergleichsweise geringen Marktvolumen der im Juli bereits beschriebene Ferienmodus auch weiterhin erkennbar.
Wie haben sich die großen Indizes entwickelt?
Der DAX verzeichnete bis Mitte August ein Minus von -5,6 % nach seinem Allzeithoch bei 16.490 Punkten im Juli. Auch den amerikanischen Indizes erging es ähnlich und so lagen der S&P 500 zwischenzeitlich bei -4,8 % und der NASDAQ bei -7,4 % im Minus.
Auf Monatsbasis schlossen die Indizes bei -1,8 % (S&P 500) und -2,2 % (NASDAQ). Auffällig war, dass der europäische Aktienmarkt seine diesjährige relative Stärke gegenüber dem US-Markt im August nicht beibehalten konnte. Das Minus im DAX (-3,0 %) und beim EuroStoxx600 (-2,4 %) fiel entsprechend größer aus als bei den US-Indizes.
Wie ist das aktuelle Zinsumfeld?
Unverändert – so lässt sich das Zinsumfeld im August einfach zusammenfassen. Die nächsten Sitzungen der Zentralbanken stehen erst wieder Mitte September an. In der Eurozone liegt der Referenzzins somit weiterhin bei 3,75-4,25 % und bei 5,25-5,5 % in den USA.
Nach den letzten Erhöhungen im Juli geht der Markt von einer Pause bei den nächsten Zinsentscheiden aus. Die Zentralbanken hüten sich bisher, den Sieg über die Inflation zu erklären – entsprechend ist ein Ende des Zinserhöhungszyklus weiterhin ungewiss.
Welche Themen haben die Märkte noch beschäftigt?
Die Ratingagentur Fitch stufte die Kreditwürdigkeit der USA von AAA auf AA+ (von höchster Bonität auf zweithöchste Stufe) herab. Diese Entwicklung war nach der Problematik im Streit um die US-Schuldenbremse zum einen nicht unerwartet, zum anderen hatte sie auch nicht die Wirkung, wie die erste Herabstufung durch S&P vor über zehn Jahren.
Inmitten der Aufnahme fünf neuer Staaten in das BRICS Bündnis bauten China und Saudi-Arabien ihre Bestände in US-Treasuries auf ein Rekordtief ab. Die Inflation in den USA zog wie im letzten Marktkommentar prognostiziert wieder leicht an und lag bei 3,2% im Jahresvergleich.
Außerdem gerät der chinesische Immobilienmarkt – mithin die größte Anlageklasse der Welt – immer weiter in Schieflage, nachdem der Immobilienentwickler Country Garden vor Unsicherheiten bei der Rückzahlung seiner Anleihen warnte.
Marktausblick
Gelingt der FED das Soft-Landing in den USA?
Während die New Yorker FED die Wahrscheinlichkeit einer Rezession weiterhin auf dem höchsten Stand seit über 30 Jahren sieht, schätzt die Atlanta FED das US-Wachstum im vierten Quartal auf annualisierte 6% – uneinheitlicher könnten die Prognosen der Währungshüter kaum ausfallen.
Die Frage, die sich allgemein stellt, sollte aber korrekterweise sein: Gelingt den USA das Soft-Landing? Denn den deutlich erhöhten Zinsen und dem Entzug von Liquidität hat der Staat mit weiteren Fiskalprogrammen entgegengewirkt, um eine Rezession zu vermeiden und den Konsum und die Investitionen (vor allem in neue Chipfabriken) zu stützen.
Trotz erheblicher Warnzeichen vorlaufender Indikatoren war diese Strategie bislang erfolgreich. Mittlerweile zeichnet sich aber eine gewisse Bodenbildung bei einigen Konjunktur-Indikatoren ab. Ein weiterer Dämpfer für die konsumabhängige US-Wirtschaft dürfte das Ende der Ratenpause bei Studienkrediten sein – für sich genommen sicher verkraftbar, in der Summe aber möglicherweise mit (psychologischem) Effekt.
Wie entwickelt sich die Inflation?
Die letzten Inflationsdaten waren für die Eurozone weiterhin deutlich erhöht (6,1%) und in den USA von niedrigerem Niveau wieder leicht ansteigend (3,2%). Der robuste US-Arbeitsmarkt, anziehende Energiekosten (besonders der Ölpreis) und die mittlerweile auch real steigenden Löhne dürften der Inflation aber erneuten Schub geben – die berüchtigte „2. Welle“.
Die weiterhin expansive Fiskalpolitik wirkt zusätzlich einer nachhaltigen Inflationsbekämpfung entgegen. Auch das ausgelaufene Getreideabkommen zwischen der Ukraine und Russland könnte erneut für Preisdruck bei Lebensmitteln sorgen.
Die Inflation könnte sich also hartnäckiger (sprich: struktureller) zeigen, als bisher angenommen.
Was sagen technische Indikatoren?
Aus technischer Sicht ist der Aufwärtstrend in den USA auch nach der Kurskorrektur weiterhin intakt. Der Rücksetzer Mitte August war bereits für neue Akteure ein Einstiegspunkt. In Europa bewegen sich sowohl der Eurostoxx 50 als auch der DAX nun seit fast einem halben Jahr in einer Seitwärtsphase – aktuell mit negativer Tendenz.
Insgesamt stützen Akienrückkäufe und Zuflüsse von Privatanlegern den Markt. Ebenso sorgt die geringe Volatilität dafür, dass von vielen systematische Strategien kein akuter Verkaufsdruck ausgeht. Auf Grund von hohen Aktienquoten fallen diese Akteure aber derzeit auch als Nachkäufer aus.
Entsprechend erhöht ist das Risiko von schnellen und größeren Rücksetzers, sobald die Volatilität an den Märkten wieder ansteigt. Im saisonal schwachen September wäre das keine Überraschung.
Welche Positionierung ergibt Sinn?
Die Marktteilnehmer konzentrieren sich aktuell vor allem auf die FED- und EZB-Sitzungen Mitte September sowie auf die Inflations- und Arbeitsmarktzahlen. Während gemeinhin eine Pause im Zinserhöhungszyklus erwartet wird, hat die EZB bis zuletzt unklar gelassen, ob Sie nicht weiter agieren und an der Zinsschraube drehen wird.
Grundsätzlich hat diese Positionierung aber ein erhöhtes Risiko, da mittlerweile das positive Szenario weitestgehend eingepreist ist. Da US-Konjunktur weiterhin gut in Schuss und die Inflation (nicht zuletzt deswegen) wieder leicht angestiegen ist, besteht gleichwohl immer noch ein Risiko, dass der Zyklus noch nicht sein Ende gefunden hat.
Statistisch gesehen ist der September in den letzten 20 Jahren außerdem der schwächste Monat am Aktienmarkt. Nachdem unsere neutrale Position mit negativer Tendenz im letzten Monat klar bestätigt wurde, behalten wir diese aufgrund der fundamental und konjunkturell unveränderten Rahmenbedingungen weiterhin bei.
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