RP Rheinische Portfolio Management
Marktumfeld
Die Finanzmärkte zeigten im Mai ein uneinheitliches Bild. Der Dax erreichte ein neues Allzeithoch mit 16.332 Punkten, konnte dieses allerdings nicht halten und schloss auf Monatsbasis deutlich tiefer mit einem Minus von -1,62%. Auch der Eurostoxx notierte 2,52% tiefer als zum Schlusskurs im April. Während der amerikanische Index S&P 500 fast unverändert bei +0,25% schloss, konnte der Technologie-Sektor nach einer fulminanten Rallye zweistellige Gewinne verbuchen. Dies zeigt einmal mehr die deutlich unterschiedliche Entwicklung der großen Technologie-Werte im Vergleich zum breiten Markt, deren Differenz aktuell den höchsten Stand seit der Dotcom-Blase 1999 aufweist.
Dieser „Tech vs. the Rest“-Hype ist klar auf das Thema „Künstlichen Intelligenz“ zurückzuführen und gewann im Mai durch den überraschend positiven Ausblick des Chipherstellers NVIDIA erneut an Fahrt. Obwohl die Zukunftsaussichten der Technologie großes Potential vermuten lassen, sollte dabei nicht vergessen werden, dass die Rallye zum jetzigen Zeitpunkt nur auf Prognosen und Erwartungen von zukünftigen Gewinnen fußt. Ob und wann sich diese einstellen, ist derzeit völlig unklar.
Nach den Bankenpleiten im März und den damit einhergehenden Befürchtungen weiterer Verwerfungen im Finanzmarkt hat sich die Lage spürbar wieder beruhigt. Die FED hat dies dazu bewegt, eine weitere Erhöhung der Leitzinsen im Zuge der Inflationsbekämpfung vorzunehmen. An den Anleihemärkten kam es in Folge dessen wieder zu steigenden Zinsen und entsprechend sinkenden Kursen.
Das neben KI meistdiskutierte Thema im Markt war im Mai die nötige Anhebung des Schuldendeckels in den USA. Der drohende Zahlungsfall hätte aufgrund der Stellung der USA als einer der sichersten Schuldner weltweit immense Folgen für die globalen Finanzmärkte nach sich gezogen. Letztendlich konnten Demokraten und Republikaner schneller als erwartet zu einer Einigung kommen, was den Markt stützte und vor größeren Kursrutschen bewahrte.
Ausblick
Nach der angepassten Meldung des statistischen Bundesamtes für das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2023 auf -0,3% nach -0,5% in Q4 2022 ist das Kriterium für die von uns erwartete Rezession in Deutschland erfüllt. Fraglich ist nun, ob die von den Märkten aktuell eingepreiste schnelle Erholung eintritt bzw. wie lange und tief die Rezession ausfallen wird.
Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe ist der Ausblick aufgrund sinkender Auftragslage und schwacher Daten aus China eher verhalten. Die von den Märkten erhofften „Reopening“-Effekte nach dem Ende der strikten Corona-Maßnahmen blieben bis dato aus. Anders ist die Situation im Dienstleistungs-Sektor, der z.B. in den USA ca. 70% des BIP ausmacht. Durch weiterhin hohe Ersparnisse und eine positive Nominallohnentwicklung besonders in den USA entwickelt sich der Sektor weiterhin stabil. Da sich auch der Arbeitsmarkt weiterhin robust zeigt und die Inflationsrate – entgegen der Hoffnungen – nicht weiter gefallen ist, sind weitere Zinserhöhungen durch die FED nicht auszuschließen. Hier könnten die Marktteilnehmer bei der Sitzung im Juni überrascht werden.
Während das vergangene Jahr mit Kursstürzen am Aktien- und Anleihemarkt von hohen Schwankungen geprägt war, sind diese aktuell so niedrig wie seit 2021 nicht mehr. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Märkte aus, da viele Marktteilnehmer bei hohen Schwankungen Ihre Engagements reduzieren. So zeigt auch unser taktisches Allokationsmodell derzeit eine Investitionsquote von 100% an. Das Sentiment sowie die technische Verfassung des Marktes bleiben damit positiv, auch wenn einige Indizes mittlerweile an entscheidenden Marken angekommen sind. Die weiterhin bestehende Skepsis über die Rallye („Wall of Worry“) bietet dabei durchaus Potenzial für höhere Kurse. Lediglich der Technologie-Sektor scheint kurzfristig überkauft – ein Zustand, der die Wahrscheinlichkeit für Rücksetzer erhöht.
Der aktuell bedeutende Treiber der Märkte – die Liquidität – wird nach der vorübergehenden Lösung der Schuldenfrage in den kommenden Monaten wieder im Fokus stehen. So müssen die USA kurzfristig eine große Summe an Staatsanleihen emittieren, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Entsprechend erwarten wir eine Reduktion der Liquidität was sich kurzfristig negativ auf die Kurse auswirken könnte.
Portfolio Management
Anfang Mai erhöhten wir taktisch die Aktienquote. Insbesondere japanische Aktien stockten wir nochmals auf. Hier finden wir aktuell eine günstige Ausgangslage aus niedriger Bewertung, positivem regulatorischen Umfeld sowie starkem Momentum vor. Durch den technischen Ausbruch über die 30.000-Punkte-Marke im Nikkei-Index beschleunigte sich hier die Aufwärtsbewegung Im Monatsverlauf. Gewinne realisierten wir u.a. mit Verkäufen im Telekommunikationssektor.
Im Rentenbereich konzentrieren wir uns weiterhin auf Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten und niedriger Duration (Zinssensitivität). Da wir uns voraussichtlich in Kürze dem Ende des Zinserhöhungszyklus in Europa und den USA nähern, geraten allmählich auch wieder länger laufende Anleihen von Emittenten mit hoher Bonität in unseren Fokus.
Rechtlicher Hinweis