„Nachhaltigkeit ist oft ein Anhängsel und kein gelebter Prozess“
23. September 2018
FONDS professionell

Ökologisch und ethisch einwandfrei investieren liegt im Trend. Mirko Hajek vom Vermögensverwalter RP Rheinische Portfolio Management erläutert, welche Hürden es dabei zu beachten gibt – und warum manche Ansätze nicht überzeugen.

Der Kölner Finanzdienstleister RP Rheinische Portfolio Management hat jüngst eine fondsbasierte Vermögensverwaltung mit nachhaltigem Ansatz gestartet. Doch die Auswahl an überzeugenden Fonds ist begrenzt, berichtet Portfoliomanager Mirko Hajek im Interview mit FONDS professionell ONLINE. Er erklärt, welche Kriterien für ökologisch und soziale Investments (ESG) sein Haus aufstellte und welche Herangehensweisen die RP-Experten meiden.

Herr Hajek, Ihr Haus startete eine nachhaltige Fonds-Vermögensverwaltung. Wie gehen Sie dabei vor?

Mirko Hajek: Die Kernfrage ist, wie das Thema Nachhaltigkeit verstanden wird. Es führen viele Wege zu einem nachhaltigen Portfolio. So stellt sich die Frage, welche Kriterien einbezogen werden. Für manche Investoren mag etwa Atomkraft akzeptabel sein, für andere nicht. Andere Anleger wiederum wollen Alkohol- oder Tabakhersteller meiden. Einfach nur bestimmte Branchen auszuschließen, führt unserer Meinung nach nicht zum Ziel. Gleichwohl sind Ausschlusskriterien einfach zu vermitteln – was den Vertrieb erleichtert. Hier galt es also, einen sinnvoll definierten, aber dennoch leicht erklärbaren Ansatz zu finden.

Aber es gibt doch noch andere Wege: Etwa für jede Branche die Unternehmen herauszufiltern, die nachhaltig agieren.

Hajek: Auch der Best-in Class-Ansatz erscheint uns fragwürdig. Nach dieser Logik könnten Tabakkonzerne oder Streubombenhersteller „nachhaltiger“ sein als beispielsweise ein Krankenhausbetreiber – sie müssten nur mehr Wert auf ESG-Kriterien legen als ihre Wettbewerber. Wir bevorzugen einen ganzheitlichen Blick auf die Unternehmen gegenüber einer isolierten Betrachtung einer Branche.

Auf welche Aspekte legen Sie bei der Auswahl der Manager wert?  

Hajek: Wir achten darauf, ob Nachhaltigkeit im Investmentprozess wirklich verankert ist. So sollten nicht allein Ausschlusskriterien Verwendung finden, sondern ein nachhaltiger Mehrwert geschaffen werden. Nachhaltigkeitskriterien sollten daher ein fester Bestandteil des Researchs eines Fondsmanagers sein. Er sollte seine Unternehmen ohnehin kennen, aber auch ein Engagement bei den Firmen zeigen. Das reicht von Abstimmungen auf der Hauptversammlung bis hin zum Optimalfall, dass sich die Fondsmanager aktiv einbringen und auf eine nachhaltige Entwicklung dringen. Eine Interaktion zwischen dem Fondsmanagement und den Unternehmen, in die es investiert, erscheint uns hierbei wichtig. Das sollte ein ständiger Dialog sein und nicht nur einmal im Jahr in einem Gespräch abgehakt werden.

 

 

Wir erhalten Werte.
© 2020 RP Rheinische Portfolio Management GmbH